Zuletzt geändert: Di, 24.04.2007

«K12/K13» Kirche und Staat «PDF», «POD»




0.1 Kirche und Staat

[Militär-, Krankenhaus-, Gefängnisseelsorge]

[CDU, CSU ← christliche Grundlage (römisch; im protestantischen Bereich wäre sowas undenkbar)]

0.1.1 Das Verhältnis von Staat und Kirche bei uns heute

Es besteht keine Staatskirche (§ 140 GG).

[Probleme, die aus der Existenz einer Staatskirche re­sul­tie­ren/re­sul­tie­ren können:

  • Politiker auch Oberhäupter (oder ähnl.) der Kirche (vgl. die Queen)

  • Beispielsproblematik: Militärseelsorge (gegen deren staatliche Unterstellung durch Beamte u.a. die evangelischen Ost-Kir­chen waren): Staatliche Interessen können in die Mi­li­tär­seel­sor­ge einfließen.

    Beispiel auch: Kriegsdienstverweigeren durften (dürfen?) nicht Militärseelsorger werden...]

0.1.2 Geschichtliche Stationen im Verhältnis Staat–Kirche bis 380

0.1.2.1 Die Situation Jesu
  • Jesus stellt den Einzelnen vor Gott.

  • Vor Gott muss der Einzelne prüfen/(entscheiden), was er gegenüber der staatlichen Obrigkeit verantworten kann.

[Mk 12,13–17 ("Die Frage nach der Kaisersteuer"):

  • Frage der Pharisäer: "Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben oder nicht?"

  • Fangfrage, da gestellt von den Pharisäern in Beisein von An­hän­gern des Herodes Antipas: Würde Jesus antworten, man müssen dem Kaiser Steuern zahlen, so würden die Pharisäer dies als Gotteslästerung auffassen; und würde er antworten, man müssen dem Kaiser keine Steuern zahlen, so würden die Anhänger des Heros (damaliger Herrscher über Galiläa) ihn verhaften etc.

  • Jesus antwortet: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist."

  • Handeln unter diesem Gesichtspunkt dann Leute, die einen Teil der Steuer nicht zahlen ("10 % würden in den Bundeswehrhaushalt gehen; als Christ bin ich pazifistisch und unterstütze das nicht"), richtig?

    Man könnte argumentieren: Ja, weil (scheinbar) eine strikte Trennung zwischen Staat und Kirche vorliegt; "Kirche" wäre also eine rein private Frömmigkeitsinstantiierung.

    Sinnvoller ist aber wohl, die Bibelstelle genauer zu analysieren: Die Antwort Jesu enthält das Stilmittel parallelismus membrorum (zwei parallel gestellte Satzglieder); man muss die beiden membra auf die Waagschale legen und dann fragen, welches der beiden stärker wiegt. Jesus priorisiert na­tür­lich Gott.]

"je heller, desto besser"

"die sind wahnsinnig trickreich... alles voll durchdacht..."

"wenn jetzt die Angela Merkel, Dr. Angela Merkel..."

"sonst wär's fast diskriminierend"

0.1.2.2 Die Situation der ersten Gemeinden nach dem Ausbleiben der Parusie

[Aufgabe von "morgen kommt der Herr wieder"; wenn man denkt, morgen komme das Gottesreich, plant man natürlich nicht jetzt teh viel Staatsmanagement etc.]

0.1.2.2.1 Röm 13,1–7 ["Gehorsam gegen die Ob­rig­keit"]

[Röm 13,1–7 hat eine ungeheure Wirkungsgeschichte entfaltet]

0.1.2.2.1.1 Häufiges Verständnis

Die staatliche Obrigkeit wird hier als göttlich legitimiert gesehen.

0.1.2.2.1.2 Gegner des Paulus

Schwärmer/Enthusiasten, die noch in der Naherwartung leben und von daher meinen, alle irdische Ordnung vernachlässigen zu kön­nen.

0.1.2.2.1.3 Absicht des Paulus

Paulus ermahnt seine Gegner, sich den Ordnungsmächten des Staates unterzuordnen. Solange es diese Welt gibt, braucht es sie, um den Chaos zu wehren.

[Paulus selbst wandelte sich wohl: In seinen ersten Briefen lebt er noch in der Naherwartung. Als die ersten Leute sterben, und man ihn fragt, was denn los sei, antwortet er, "ja, wenn die Posaunen ertönen, werden auch die Toten auferstehen etc." Ca. 20 Jahre später dann, hat er sich gewandelt und lebt nicht mehr in der Naherwartung.]

[Besonders interessant: Die Obrigkeit von Röm 13 sind ja die heidnischen Römer!]

0.1.2.3 Die Situation während der ersten Christenverfolgungen

[Besuch des Gideonbunds]

"wir ham was erlebt... Schule soll ja auch Erlebnisraum sein"

[Off 13,1–18:

  • Situation: Erste beginnende Christenverfolgungen durch Domitian, der sich als Gott verehren lässt; Datierung des Texts auf ca. 90

  • Symbolisierung der römischen Staatsmacht durch das erste Tier, das vom Drachen (Teufel) eingesetzt wird

  • Verhältnis zum Staat: Herodes (Rom) nicht wie bei Paulus von Gott, sondern vom Teufel eingesetzt; man soll bei der staatlichen Aktivität nicht mitmachen; Lebensbuch (?)

  • Ethik der Fremdlingsschaft (Christen sind Fremdlinge)

(Die DDR-Kirchen orientierten sich an Off 13,1–18 (und orientieren sich vielleicht auch heute noch daran) → Oppositionshaltung etc.)

Wie sollen wir uns wohl verhalten? Röm 13,1–7? Mk 12,13–17?]

0.1.2.4 Die Situation nach der konstantinischen Wende 313 (380 wird das Christentum Staatsreligion)

[Dieser Punkt natürlich nicht mehr in der Bibel]

[Konstantinische Wende nach einem Kriegserfolg, den man dem Labarum, einem christlichen Symbol, das Konstantin auf die Heeresfahnen pinseln ließ, nachdem er glaubte, eine Vision zu haben, zuschrieb.]

[Konstantin ließ sich schon nicht mehr als Gott, sondern nur noch als pontifex maximus verehren.]

[Kaiser saß beim Konzil von Nizäa (325), bei dem u.a. die Streitigkeiten zwischen Trinitätsglaubenden und den Arianern geschlichtet werden sollten, vorne ("Vor-sitz"); großer Einfluss]

[Die Religionen alleine schaffen es wohl nicht, den Chaos zu wehren.]

[Differenzen zwischen kirchlichem Gedankengut ("der Herr versorgt die Vögel" → wir müssen nicht großartig handeln, "Gott wird's schon richten") und staatlichen Werten (wirtschaftliches Handeln etc.). Schwierig, den christlichen Maßstab in die Politik zu über­tra­gen. Eine christliche Welt ist wohl keine Welt, die regierbar ist.]

[Beispiel: Die Kirche gehört sehr wohl an die Stelle der Häftlinge – damit kann man aber keine Politik machen, weil man in der Politik auch fragen muss, was mit den Opfern der Häftlinge sei.]

  •         +-------- Römisches Reich --------+

  •         |                                 | 395 mit

  •         |                                 | Tod Theo-

  •         |                                 | dosius I.

  •         v                                 v

  •       Osten                             Westen

  •  Cäsaropapismus                 476 endgültiger Unter-

  •  (Kirche ein Werkzeug in        gang (bis zu dieser

  •  den Händen des Kaisers)        Zeit Aufstieg des

  •                                 Papsttums)

  •  bis 1453                       → kaiserliche Gewalt ­

  •  (Eroberung Konstantinopels)      priesterliche Gewalt

0.1.2.4.2 Augustinus (354–430) in "De civitate Dei"
  • invitas terena (der irdische Staat)

    XXX: Hochmut, Eigenliebe

    Vertrauen in die eigene Stärke

    Ziel: die eigene Herrlicht [die des Staats]

  • civitates dei (der göttliche Staat)

    Kennzeichen: Demut, Gottesliebe

    Vertrauen in Gott

    Ziel: Gottes Herrlichkeit

→ Der irdische Staat ist an sich schlecht, aber:

  1. Er kann für Frieden und Gerechtigkeit sorgen, weshalb ihn Christen anerkennen müssen.

  2. Er kann Wegbereitet/Gehilfe des göttlichen Staats sein, wenn Herrscher christliche Ideale verfolgen.

Bei einem schlechten Herrscher plädiert Augustinus fürs Erdulden gegen den Umsturz!

→ Entsprechend dieser sich ständig ändernden Situation muss­te die junge Christenheit ihr Verhältnis zum Staat immer neu reflektieren und festlegen.

0.1.3 Luthers Zwei-Reiche-Lehre

[Investiturstreit (wer setzt die Bischöfe ein?); Wormser Konkordat 1122]

[Verbot des NT durch den Herzog von Sachens 1523 ← Anlass der Zwei-Reiche-Lehre; Antwort auf die Frage, ob man der Obrigkeit gehorchen sollte – konkret: Die Kirche muss das Recht haben, Bibeln zu verteilen]

GOTT führt das Regiment [Gott also Chef über beide Reiche]...

  • ...im Reich zur Rechten (Kirche)

    durch den Heiligen Geist

    mit dem Evangelium

    [der Mensch vor Gott]

    [Maßstäbe des Glaubens]

  • ...im Reich zur Linken (Staat, Gesellschaft)

    durch die Obrigkeit

    mit dem "Schwert" (z.B. Durchsetzung von Gesetzen mit Hilfe von Polizei und Richtern)

    [der Mensch vor den anderen Menschen]

    [Maßstäbe der Vernunft (beispielsweise muss man diese Maß­stä­be als Politiker anlegen)]

Beide Reiche sind zu unterscheiden, nicht zu trennen! (Maßstab "Liebe")

[Unterschied zu Augustinus: Luther unterscheidet nicht, ob der Herrscher gut oder schlecht ist; XXX]

[Zu welchem Bereich gehört der Christ? – Zu beiden.]

[Bedeutung fürs Auftreten von Religionslehrern an staatlichen Schulen: "Rechtfertigung" für die Vergabe von Noten und fürs Maßregeln; aber: alles geschieht in Liebe – nicht jedem Schüler 'ne Eins geben, "weil ja Gott alle Menschen liebt".]

[Die zwei Bereiche sind nicht völlig getrennt; man muss nicht schizophren zwischen den Reichen springen. Es handelt sich um eine Unterscheidung, nicht um eine Trennung!]

0.1.3.1 Anmerkungen zur Zwei-Reiche-Lehre
  • Es geht nicht um Trennung, sondern um rechte [richtige] Unterscheidung.

    • Glaube [der Glaube hält mich] ↔

      Werke [man muss was in der Welt tun]

    • Evangelium [der Zuspruch Gottes] ↔

      Gesetz [Forderung Gottes]

    • Christenheit ↔

      Welt

    • Person [die Politesse ist viel mehr als nur ihr Amt; sie geht nicht in ihrem Amt auf; nicht die Frau ist blöd, sondern, wenn überhaupt, das Amt] ↔

      Amt [man muss seine Rollen erfüllen]

    • Christliche Freiheit ↔

      bürgerliche Freiheit [Meinungsfreiheit etc., Recht zur Aus­übung der Religion]

    • Gottes Tun ["Sehet die Vöglein unter dem Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht, und der Herr ernährt sie doch"] ↔

      menschliche Aufgaben [Vöglein-Spruch kann kein politisches Programm sein; man benötigt eine Rentenregelung etc.; also nicht: "Gott wird's schon richten"]

    "[Reaktion auf Biets Angebot, einen Kurs an einer VHS über die Zwei-Reiche-Lehre zu halten] »wen interessiert das und ist es neutral?« – »mich interessiert das, und neutral ist es freilich nicht«"

    "is' ja auch nicht schlimm, ich weiß es ja schon"

    [Zwei-Reiche-Lehre durchaus sinnvoll, laut Biet]

    [Sinn der Unterscheidung ist beispielsweise der, dass man nicht eine Person abqualifiziert (die Politesse ist nicht ihr Amt)]

    [Wiederholung der Terminologie Luthers: Wenn im Evangelium steht, "reiss' dir die Augen aus"; dann ist das nicht Evangelium (Augen Ausreißen macht nicht a priori glücklich), sondern Gesetz. Evangelium ist die frohe Botschaft, die Gnade und Liebe Gottes]

  • Es geht um die Beziehung des Christen ["ich mach's jetzt mal männlich"] a) "coram deo" (vor Gott), b) "coram hominibus" (vor den Menschen).

  • Dabei gelten a) Maßstäbe des Glaubens, b) Maßstäbe der Vernunft.

"wahrscheinlich ist er ja eh römisch..."

[Mit der Zwei-Reiche-Lehre im Konflikt: CDU, CSU – die haben ja a priori vor, christliche Werte in die Politik einzubringen]

"das sind ja Spinner"

[B. S. 188–190]

"ich war jetzt so abgelenkt von meiner Milde"

"du bist mir genauso lieb"

[Regiert Gott auch unseren modernen, liberalen, multikulturellen Staat? Regiert Gott jeden Staat? Regierte Gott auch das Dritte Reich? Wo setzt man die Grenze?]

0.1.3.2 Problematik der Zwei-Reiche-Lehre

[Im Folgenden beziehen sich Verweise auf Punkte auf das Blatt "Eine theologische Stellungnahme zur Zwei-Reiche.Lehre"]

Problematisch wird die Zwei-Reiche-Lehre,

a)

...wenn man eine strikte Trennung von Glaube und Politik mit ihr begründen will.

[Also nicht: "Jaja, Gott liebt jeden, aber, im Reich zur Linken darf was ganz anderes sein, auch, beispielsweise, stalinistische Tötungsquoten"]

[Beispiel auch (vgl. Punkte 5 und 6): Resozialisierung – der Staat soll durchaus Verbrecher einsperren, aber unter dem Vorzeichen der Resozialisierung, nicht "wer Kinder missbraucht, muss auch selbst gebraten werden"]

b)

...wenn sie dazu gebraucht wird, jede gesellschaftliche und politische Ordnung als Gott gewollte abzusegnen. [→ Kirche als Stabilisator staatlicher Ordnung]

[Laut Karl Bath hat Theologie die Aufgabe, die Offenbarung durch Jesus Christus nachzureden]

[Zu Punkt 3 (Ablehnung der Behauptung, der Wille Gottes für den Auftrag des "weltlichen Regiments" sei (unabhängig von Gottes Offenbarung in Jesus Christus) aus einer "naturhaften Gegebenheit" oder gar "Heiligkeit" der Ordnungen selbst zu erkennen): Ablehnung der Meinung, neben dem durch Jesus Erkennbaren gäbe es auch "natürliche Ordnungen" (bei den Nazis beispielsweise Rasse, Volk, Nation, etc.), die im Reich zur Linken umzusetzen seien. → Erkenntnisse aus dem Reich zur Rechten und dem zur Linken sollten nicht zu weit auseinander klaffen; Abwehr natürlicher Theologie]

[Reden von Gott dem Verstand nach → natürliche Theologie; Reden von Gott der Offenbarung nach → Offenbarungstheologie]

[Zu Punkt 4: Aufgabe des Staats konstruktiv (Ziel gute Gesellschaft), nicht nur negativ (Chaos wehren) – aber: Ziel ist nicht das Errichten eines Gottesreichs auf Erden! Das Konfliktpotenzial soll niedrig gehalten, nicht aber völlig entfernt werden.]

[Zu Punkten 5 und 6: Die beiden Regimenter dürfen nicht völlig auseinander klaffen]

[Unterstützung des Dritten Reichs mit der Zwei-Reiche-Lehre durch Kirchen des Dritten Reichs: "Gut, Hitler ist halt Herrscher im Reich zur Linken"]

[In der Tendenz waren Evangelische anfälliger fürs NS-Regime, da Evangelische keine "eigene Partei" hatten und damit "heimatlos" waren (im Gegensatz zu römischen Katholischen mit ihrem Zentrum)]

"das war außerhalb von Bayern..."

[Das eigene Geweissen muss entscheiden, wo's nicht mehr weiter geht, ab welcher Stelle der Staat böse ist]

0.1.4 [Geschichtliche Stationen im Verhältnis Staat–Kirche ab 1555]

Drei Etappen:

  1. 1555: Augsburger Religionsfrieden ("cuius regio, eius religio")

  2. Ab Aufklärung: Andersgläubige geduldet, aber unter staatlicher Aufsicht [der König setzt sein im Augsburger Religionsfrieden begründetes Recht also nicht um]

    [1838: Bayrischer Kniebeugestreit – ein röm.-kath. König soll den ev. Soldaten nicht befehlen können, auf die Knie zu gehen

    (Heute wäre eine solche Anordnung natürlich undenkbar, da bei uns heute keine Staatskirche existiert.)

    Hintergrund: Erst mit dem Anschluss der fränkischen Gebiete kamen viele Evangelische zu Bayern hinzu; zuvor waren quasi alle Bayern römisch-katholisch.]

  3. 1918: Ende des Staatskirchentums [zunächst für problematisch, dann für gut empfunden; bis 1932 Bewältigung der daraus entstandenen Finanzprobleme]

  4. Nach 1918:

    a)

    Seltsame Mischung aus Lutherkult, Germanentum, Nationalismus und Naturschwärmerei [Wotan-Bismarck]

    b)

    Mitglieder der evangelischen Kirchen v.a. na­ti­o­nal-kon­ser­va­tiv [da der typische Evangelische nicht der Unterschicht angehörte] (dem Gegenüber gestellt: Regierung SPD, USPD (KPD) [u.a. war ein wichtiger SPD-Typ auch Chef der Kirchenaustrittsbewegung])

  5. [1930: NSDAP hat größere Erfolge bei den Reichtstagswahlen, die Partei vertrete den Standpunkt eines "positiven Christentums" (eines NS-kompatiblen Christentums)

    → Auf den ersten Blick Abhebung von den Linksparteien (die ja gegen die Kirche waren, grob gesagt), aber eigentliches Ziel der Beeinflussung der Kirchen

    Kirchen(vorstands)wahlen → nationalsozialistische "Deutsche Christen" erhalten ca. ein Drittel der Stimmen, deren Ziel die Schaffung einer deutschen Reichskirche auf Grundlage von Rasse, Reich, Nation war; die Landeskirchen wollte man also zerschlagen – es ist viel einfacher, eine einzige große Reichskirche gleichzuschalten als viele kleine partikuläre Kirchen.

    → Widerstand der Kirchen gegen den Zugriff Hitlers auf die Kirchen mit seinem Ziel der staatlichen Vereinnahmung der Kirchen [nicht direkt Widerstand gegen seine sonstigen politischen Aktionen]

    [Unterteilung in drei Gruppen: Deutsche Christen (pro Hitler; Ziel Reichskirche); Gegner des Nationalsozialismus; Lutheraner (Zwei-Reiche-Lehrer ("Hitler ist ok, im Reich zur Linken; aber er darf keinen Einfluss auf die Kirche, das Reich zur Rechten, ausüben"))]

    [Pfarrernotbund als Gegenbewegung zur preußischen Kirche, die den Arier-Paragraph, demnach nur Arier (oder Artverwandte) Beamte werden durften, schleunigst auf die Kirche adoptieren wollten]

    [1934 Bekenntnissynode zu Barmen → Barmer theologische Erklärung (eigentlich Bekenntnis), Vorreiter Karl Barth (der als Reformierter (anstatt Lutheraner) nicht die Zwei-Reiche-Lehre akzeptiere)]

0.1.4.1 [Barmer theologische Erklärung
Zu 1.

Jesus Christus maßgeblich, nicht andere Mächte dürfen als Wahrheiten (insbes. nicht als Gottes Offenbarung) anerkannt werden.

Zu 5.

Gegen Deutsche Christen, die ja die Kirche und Hitlers Programm verschmelzen wollten; der Staat hat keine kirchliche, und die Kirche keine staatliche Aufgabe.

Zu 2.

Inhalt: Wir seien Jesus Christus in allen Bereichen des Lebens eigen.

Lutheraner, die die Zwei-Reiche-Lehre evtl. nicht richtig verstehen, könnten daran problematisch finden, dass hier keine Trennung zwischen den Bereichen getroffen wird und damit im Widerspruch zur Zwei-Reiche-Lehre stünde.

Aber die Zwei-Reiche-Lehre beinhaltet ja eigentlich nur eine Unterscheidung – keine Trennung –, und Gott ist Chef über beide Regimenter; klar sind wir immer Christus eigen!

Außerdem müsste man nicht die Zwei-Reiche-Lehre als Widerspruchsargument anführen, sondern die Bibel, genauer die Bibelstelle, auf die sich dieser Teil der Barmer Erklärung bezieht. Insofern ist es auch völlig in Ordnung, die Barmer Erklärung als "Bekenntnis" zu bezeichnen.]

[Reformierte: "Jesus Christus muss in allen Bereichen des Lebens bezeugt werden, auch in der Politik; Christus ist für Gerechtigkeit, deswegen muss Hartz 4 ..." ("Königsherrschaft Christi") – Lutheraner: "Hier bin ich im Reich zur Linken, also muss ich mit Argumenten der Vernunft kommen"]

[B. S. 195]

[Reformierte hatten in den 80er Jahren, zur Zeit, als die Amerikaner zur Aufrechterhaltung des "Gleichgewichts des Schreckens" eine Aufrüstung gefordert hatten, die Friedensfrage zur Bekenntnisfrage erklärt; jeder, der sich nicht an den Demonstrationen beteilige, stelle sich außerhalb des Bekenntnisses der Kirche]

"der macht mich nervös, der Typ"

"immer auf Droge"

[Das ist aber lol, man verleugnet doch nicht das Evangelium, nur, wenn man nicht auf eine Demonstration geht; außerdem können die Regierenden ja auch aus einer christlichen Verantwortung gegenüber dem Volk heraus handeln und Entscheidungen treffen.]

[Daher Gegenposition der VELKD: Politische Ermessensfragen sind keine Bekenntnisfragen!]

"aber mein Lieblingsverein, der ADAC"

"oder irgendwie anders vom Mitsubischi"

[Duchrow: status confessionis]

[Nicht völlige Loslösung, vgl. mit Rollen: Der Polizist darf zuhause nicht völlig Drogen anheimfallen, obwohl er seine Polizistenrolle zuhause ablegt (ablegen sollte).]

[Einzige Ausrufung des status confessionis bei den Lutheranern beim Radikalismus bei südafrikanischen Kirchen; ansonsten sagen Lutheraner immer: Ermessensfrage, Diskurs, "kann man so oder so sehen" etc.; Reformierte dagegen: Eindeutiges Zeugnis Christi etc.]

[Für Lutheraner: In ganz extremen Fällen sollte schon der status confessionis ausgerufen werden – beispielsweise beim Fall des Radikalismus bei südafrikanischen Kirchen –; generell (ansonsten) aber ist der status confessionis problematisch.]

[Die Kirche partizipiert immer an der Politik – auch, wenn sie es eigentlich nicht will, da auch das Ausbleiben politischer Handlungen die Politik beeinflusst.]

[Studien- und Denkschriften der VELKD:

  • Inhalt möglichst ausgewogen; Argumente für alle Seiten

  • Absicht: Beitrag zur innerkirchlichen Abklärung, Angebot an die Gesamtgesellschaft

  • "Langt das? Sollten die Denkschriften nicht viel klarer sein, etwa wie im röm. Katechismus der Fall?"

    Die Beantwortung dieser Frage hängt wohl vom persönlichen Hintergrund ab; Reformierte bevorzugen etwas eindeutigere Schriften, während Lutheraner eher politische Fragen als Ermessensfragen einstufen etc.]

[Soll der Christ politische Verantwortung übernehmen? Ja! Begründung mittels...

  • ...der Zwei-Reiche-Lehre: Der Christ soll sich in den Staat (die Ordnungsmacht) vernünftig einbringen.

  • ...der Königsherrschaft Christi: Der Christ soll Gottes Willen auf der Ebene der Politik Geltung verschaffen.

    "Gott will Kommunikation; daher Mobilitätsdrehscheibe etc."]

  • ...den Propheten, die ja auch politische Aussagen getroffen haben. (XXX Diesen Punkt haben wir nicht explizit genannt.)

[Verschiede Wege der Übernahme politischer Verantwortung:

  • Kirchliche Verbände (z.B. christliche Gewerkschaft, Diakonie etc.)

  • Christliche Bildungsarbeit (z.B. Augustaner Forum)

    "weinerlich feminin" "[zu Maike] du verzeihst mir"

  • Christliche Lebensmodelle (z.B. ev. Schulen)

    "bei Wienerwald stranden"

  • Christliche Parteien]

"in gewisser Weise bin ich langweilig"

"warum nicht da studieren, wo andere Urlaub machen"