0.1 ↑ Verschiedene Zugänge und Auslegungswege zur bzw. der Bibel
- historisch-kritisch
Der Text interessiert v.A. im Kontext seines geschichtlichen Werdens.
- religionsgeschichtlich
Der Text interessiert als Zeugnis einer Religion (z.B. Vergleich mit anderen Religionen).
- tiefenpsychologisch
Eine tiefenpsychologische Dimension des Textes wird behauptet und versucht offenzulegen.
- materialistisch
Der Text wird im Kontext einer materialistischen Weltanschauung auf seinen gesellschaftlich relevanten Nutzen befragt.
- feministisch
Der Text interessiert aus dem Blickwinkel von Frauen.
- befreiungstheologisch
Der Text wird dahingehend befragt, was er in politisch schwieriger Situation an Befreihung verheißenden Momenten enthält.
- bibliodramatisch
Der Text wird über das Spiel unmittelbar in großer Erlebnisbreite erschlossen.
- fundamentalistisch
Alle anderen Zugänge und Auslegungswege werden abgelehnt, da die Bibel als "direktes" Wort Gottes zum einen wörtlich zu nehmen ist und zum zweiten keiner besonderen Auslegungsmethodik bedürftig ist.
0.1.1 ↑ Die historisch-kritische Methode
Die historisch-kritische Methode will die Texte der Bibel als wichtige Glaubenszeugniss in ihrem historischen Kontext verstehen, um sie aktuell richtig anzuwenden. Dabei bedient sie sich folgender methodischer Schritte:
Textkritik vergleicht die unterschiedlichen Textzeugen (Stichwort "kritischer Apparat").
Literarkritik fragt
- a)
nach der äußeren Abgrenzung des Textes,
- b)
nach seiner Stellung im Kontext,
- c)
nach seiner Einheitlichkeit,
- d)
nach seinen literarischen Quellen und
- e)
nach Verfasserschaft und Entstehungsverhältnissen.
Formgeschichte (bzw. Formkritik)
- a)
versucht die Gattung des Textes zu bestimmen,
- b)
fragt nach dem "Sitz im Leben" des Textes und
- c)
fragt nach seiner Überlieferungsgeschichte.
Redaktionsgeschichte
- a)
fragt nach der Funktion einzelner Texte im jetzigen Zusammenhang,
- b)
untersucht schriftliche Veränderungen am Text auf ihren historischen und theologischen Gehalt und
- c)
versucht ein Gesamturteil über die Werke von Schriftstellern, Sammlern und Redaktoren (Ausgangspunkt bei der Redaktionsgeschichte ist immer der einzelne Text seit seiner ersten Veröffentlichung!).
0.1.2 ↑ Die sogenannte "2-Quellen-Theorie" (als häufigste Antwort auf die synoptische Frage)
(Zwei Quellen: Mk, Q)
Synoptische Evangelien:
Mk (nach 70)
Mt (nach 80): Mk, Q (Spruchsammlung; ca 50 n.Chr.), \text{S}_{\text{Mt}} (Sondergut des Mt)
Lk (um 90): Mk, Q, \text{S}_{\text{Lk}}
Joh
0.1.3 ↑ Die tiefenpsychologische Auslegungsmethode anhand Joh 5,1-18
Diese Methode zwingt uns, unsere gewohnten thelogischen Denkkategorien zu verlassen.
Auf Joh 5,1ff bezogen heißt das:
- a)
Jesus begegnet dem Kranken als "Therapeut".
Er öffnet ihm dafür die Augen, dass er nur heil werden kann, wenn er
- b)
seine passive Hilflosigkeit aufgibt und für sich Verantwortung übernimmt und er
- c)
seine Umwelt, die ihn krank macht, verlässt.
"Ständiges Müssen ist schlecht." "Theologen sind keine Therapeuten" "gespannt warten"