Zuletzt geändert: Do, 13.10.2005

«K12/K13» Bayern «PDF», «POD»




1 Geschichte

1.1 Schulheft

1.1.1 Die Entwicklung Bayerns

1.1.1.1 Überblick über die Anfänge des modernen Bayerns

[Frage: Wieso überhaupt so viele Herrschaftsgebiete ursprünglich?]

Zentralistische Neuordnung unter Montgelas1

Ziele: Neue Territorien mit unterschiedlichen politischen, wirtschaftlichen und konfessionellen Strukturen zu einer Einheit zu schweißen

Mittel: Zentralistisch durchgegliederte Verwaltung nach fran­zö­sisch­em Vorbild

Ministerien: Justiz und Krieg sowie von Montgelas geführte Ämter: Äußeres, Inneres, Finanzen; Kreise/Fachressorts

  • Trennung von Verwaltung und Justiz

  • Wirksame Steuerreform

  • Staatliche Aufsicht in den Gemeindeorganen

Sozialreformen:

  • Berufsbeamtenstand mit fester Besoldung2 und Pension3

  • Abschaffung der Adelsprivilegien4

  • Leistungsprinzip (Ausbildung wird wichtiger als Adelsstatus)

  • Bauernbefreiung

Weitere Reformen:

  • Strafrechtsreform [allgemein gültige Prozessordnung]

  • Abschaffung von Binnenzöllen

  • Staatliche Bildungsaufsicht [früher: Kontrolle durch Klöster]

  • Gelockerte Pressezensur5

  • Religiöse Toleranz [Duldung von ev., röm.-kath. und jüd.]

Zur Verfassung von 1818 [modernste in ganz Deutschland BTW, Einfluss auf spätere Verfassungen; siehe Quelle M1 auf Buch S. 32]:

  • Erziehung

  • Glück des Volkes

  • Grundrechte nur in Präambel

1.1.1.2 Die bayerische Verfassung von 1818

[Motive für die Verfassung (siehe Buch S. 19):

  • Integration der Einwohner

  • Französisches Vorbild, Einfluss der französischen Revolution

  • Verfassungszwang durch Deutschen Bund (1815), aber vorgeschrieben wäre eine alte Verfassung, die dem Kaiser viele Rechte garantieren würde, daher Zuvorkommen durch Verfassung mit liberalen Elementen]

Wichtige Merkmale:

  • Monarchisches Prinzip: König vereinigt in sich alle Staatsgewalt (ungeteilte Souveränität)

  • Oktroyierte Verfassung: kein Verfassungsvertrag

  • Gewährung von Grundrechten6

  • 2-Kammer-System: Ständische Gliederung mit re­prä­sen­ta­ti­vem Charakter

  • Kompetenzen der Ständeversammlung:

    • Zustimmung zur Gesetzgebung, aber keine Gesetzesinitiative

    • Steuerbewilligungsrecht7

1.1.1.3 Das Kulturkönigtum von Ludwig I.

[Absolutistischer Monarch ↔ liberale Verfassung]

[Walhalla-Rede, siehe Buch S. 35 (nationalistisch, Helden des Vaterlandes)]

Der Kunst wird eine öffentliche Aufgabe zugewiesen.

"Wer seinen Sinn ernst und würdig auf die Vergangenheit richte, der sei nicht zu fürchten in der Gegenwart."

Kunst und Geschichte sollen Bindemittel zwischen Volk und Dynastie, Heilmittel gegen revolutionäre Neuerungen sein. Mit der Berufung auf das Althergebrachte, auf deutsche Tugend und Treue auf das mittelalterliche Reich diente der bayerische Patriotismus und romantisches Denken der Rechtfertigung und historischen Begründung des Königtums.

Außerdem dient Kunst (Baudenkmäler) der Integration neuer Be­völ­ker­ungs­tei­le.

[Herrscher war immer schon da; Betonung der Beziehung König ↔ Volk]

1.1.1.4 Bayern in der Zeit des Deutschen Bundes
1825

Regierungsantritt von Ludwig I.

Patrimoniale Staatsauffassung8

Kunstprogramm

1825–1830/31

Liberale Ära

1830

Julirevolution in Frankreich

1832

Hambacher Fest

→ Angst vor Revolution

Enttäuschung über Ständeversammlung →

  • Einsatz von Militär bei Demonstrationen

  • Verschärfung der Zensur

  • Beamte brauchen Bewilligung von König, um Landtagsmandat wahrzunehmen

[Siehe Blatt "Übersicht: Deutschland und Europa 1789–1848/49"]

1.1.1.5 Schema der politischen Vereine in Bayern
Radikal-demokratisch
  • Allgemeines Wahlrecht

Gemäßigt-liberal
  • Fortschrittspartei

  • Liberal ausgestaltete Verfassung

  • Umbildung der 1. Kammer

  • Zivilehe

  • Bundesstaatliche Einigung

Kirchlich-konservativ
  • Bayerische Patriotenpartei

  • Gegen Liberalismus; Bündnis zwischen Adel, Klerus und Bauern

  • Gegen nationalstaatliche Einigung

[Die zwei Fragen für die HA: Beschreiben Sie die wirtschaftliche Situation im 19. Jhd. Welche Gründe werden für die Rückläufigkeit genannt?]

1.1.1.6 Ursachen und Kennzeichen der verzögerten Entwicklung Bayerns

[Wirtschaftliche Probleme Bayerns:

  • Wenig Rohstoffe (nur Glas, Holz, Salz)

  • Ungünstige Lage (Berge, große Entfernung zum Meer)

    → schlechte Verkehrswege → schlechte Anbindung an Absatzmärkte

  • Agrarkultur

  • Unterschiedliches Münzwesen

  • Wirtschaftliche und politische Zersplitterung

  • Kein überregionaler Handel]

  • Bauernbefreiung → hohe Ablösezahlungen

  • Alte Agrarkultur → 80 % auf dem Land wirtschaftlich tätig

  • Ständische Gliederung → keine Mobilität

  • Binnenlage, schlecht ausgebautes Wegesystem, fehlende Infrastruktur

  • Rohstoffmangel, kaum Bodenschätze

  • Zollhindernisse, staatliche Zweiteilung (Pfalz)

[Aktionen gegen diese Probleme:

  • Kreditwesen (Geldgeber)

  • Verbesserung der Infrastruktur/des Wegesystems

  • Aufbruch der ständischen Gliederung]

[Bayern ist revierfern]

[Textilindustrie, Feinmechanik, Optik, Chemie gut]

[B. S. 39–41, Blatt "Entwicklung zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet"]


1.

Besonders wichtig: gleiche Gesetze für alle, gleiche Dynastie, Verfassung

2.

gegen Korruption

3.

gute Ausbildung notwendig, Loyalität zum König

4.

Z.B. Gleichbehandlung im Steuerrecht, aber Status bleibt natürlich (Einfluss des Code Civil)

5.

weiterer Einfluss der französischen Revolution

6.

aber nicht einklagbar, nur in der Präambel der Verfassung

7.

wichtig, weil damit Unterdrucksetzen des Königs möglich war

8.

keine Bürger, sondern Untertanen; Erziehung der Untertanen