Zuletzt geändert: Di, 22.11.2005

«K12/K13» Die Gründungsgeschichte des Reiches «PDF», «POD»




0.0.1 Die Gründungsgeschichte des Reiches

0.0.1.1 Heeresreform und Verfassungskonflikt

Heeresreform:

  • Erhöhung der Schlagkraft der preußischen Heeres von 150.000 auf 210.000 Mann

  • Verlängerung der Dienstzeit [von zwei Jahren] auf drei Jahre

[B. S. 52]

0.0.1.2 [Verfassungskonflikt und "Lückentheorie" (B. S. 59)

(Lückentheorie: Behauptung, es gäbe 'ne Verfassungslücke; Bismarck meint, dass, da die Verfassung vom König gegeben ist, der König auch dominiert (quasi letztes Entscheidungsrecht hat))

Gesetzgebungsprozess
  • Zustimmung von König und beiden Kammern notwendig

  • Feststellung des Staatshaushaltsetats durch ein Gesetz

Problem
  • Blockierung des Regierungsprozesses durch die 1. Kammer

  • Bismarck: "Kompromisse notwendig/gut!"

  • Kammern haben nicht das alleinige Budgetbeschlussrecht

  • Bismarck: "Wenn eines der Verfassungsorgane einem Gesetzesvorschlag nicht zustimmt, sagt die Verfassung nichts darüber aus, was passieren soll" (← das ist die (angebliche) Verfassungslücke – aber das stimmt gar nicht, das Parlament muss zustimmen!)

  • Bismarck will Etat wegen Heeresreform

  • Liberale wollen das nicht; zusätzlich wird Mitbestimmungsrecht gefordert

"Lösung"

Hinwegsetzen des Königs über das Parlament

→ Vollziehung der Heeresreform

→ Preußen ← militärische Vormachtstellung (war zwar schon immer innerhalb Deutschlands führend, doch Österreich war immer ein Problem)]

0.0.1.3 Die deutsche Einigung unter preußischer Füh­rung
Deutsch-dänischer Krieg 1864

→ Konflikt zwischen den Siegern Preußen und Österreich (stän­di­ge Brüs­kie­rung Ös­ter­reichs)

[Regierung Holsteins durch Österreich (Preußen hat Schleswig bekommen), Preußen redet immer mit 'rein (weil es ja auch viel näher ist als Österreich)]

Preußisch-österreichischer Krieg 1866

→ (Diskussion um Frieden [Bismarck wollte keine prunkvolle Machtdemonstration Preußens oder Gebiete oder so, die sichtbare Vormachtstellung langte. Außerdem hätten sich sonst die süddeutschen Staaten des Deutschen Bundes aufgeregt. Außerdem wollte Bismarck Österreich schon immer als Bünd­nis­part­ner haben, und da wäre ein öffentliche totale De­mü­ti­gung Österreichs natürlich schlecht])

→ Auflösung des Deutschen Bundes

→ Gründung des Norddeutschen Bundes unter Führung Preußens [ohne Österreich, aber mit Österreichs Verbündeten, welche allerdings natürlich einen großen Souveränitätsverlust zu verzeichnen hatten (Strafe)]

Deutsch-französischer Krieg 1870/71

→ Niederlage Frankreichs

→ Gründung des Deutschen Reiches

[Bayern wollte ja nicht; Aber: Bayerns Heer musste nur in Kriegszeiten dem Kaiser unterstellt sein, und aus dem Welfenfonds wurde Ludwig II. Geld geliefert, und Postwesen blieb bei Bayern → Bayern sagt ok]

[Und: Zahlung von 5 Mrd. Goldfrancs ans Deutsche Reich als Kriegsentschädigung]

0.0.1.4 [Krieg Preußens gegen Österreich ganz bewusst?
  • Hilfe an Russland

    → Russland würde sich wohl neutral gegen Preußen verhalten.

  • Frankreich versprach ebenfalls Neutralität.

  • Bündnis mit Italien

  • Schleswig/Holstein ← Brüskierung Österreichs

  • Konvention von Gastein: Kurze Einigung, weil sich Preußen noch nicht für einen Krieg gegen Österreich gerüstet genug fühlte.]

0.0.1.5 ["Nach dem Krieg von 1866" (B. S. 71)
  • Ziel Bayerns: Staatenbund mit möglichst vielen deutschen Stämmen, aber trotzdem Bewahrung der Souveränität, mit einheitlicher Verfassung und gemeinsamer Außenpolitik

    Wenn nicht anders möglich wär's ok wenn Österreich nicht im Bund wäre.

    Außerdem hat Frankreich immer signalisiert, dass es Bayern gegen Preußen unterstützen würde.

    Bayern wollte daher lieber den Zweibund zwischen Preußen und Bayern, mit Bayern als gleichgestellten privilegierten Partner. Aber dann Drohung des Ausschlusses Bayerns aus dem Zullbund → "ok".

  • Preußen: Wie erreichen wir eine Einigung?

    Gemeinsamer Krieg gegen gemeinsamen Feind wäre gut – wie auch beim Krieg gegen Napoleon, der hat auch Einigungs- und Identifikationsgefühle hervorgerufen.]

0.0.1.6 Deutsch-französischer Krieg 1870/71
Situation in FrankreichSituation in Deutschland
Kaiser Napoleon III. fordert für seine Neutralität 1866 Luxemburg →Schutz- und Trutzbündnis [Verteidigungsbündnis] mit süddeutschen Staaten.
Sturm nationaler Empörung [Luxemburg darf doch nicht einfach an Frankreich gegeben werden! Nationalitätsgefühl! (Bismarck wollte eigentlich Luxemburg weggeben, aber er hat sich dem Volk ganz schnell angepasst)] →
Luxemburg wird neutral
Napoleon gerät innenpolitisch noch mehr unter Druck, braucht außenpolitische Erfolge [Anbietung des spanischen Throns, aber Preußen verzichtet
Frankreich verlangt dauerhaften Verzicht, Pressemitteilung (Emser Depesche), Frankreich erklärt Krieg, Frankreich verliert]
Napoleon fordert ultimativ den Thronverzicht des Hohenzollers Leopold
Bismarck lanciert [lässt bewusst der Presse zukommen] die "Emser Depesche" (Beleidigung Frankreichs)
Frankreich erklärt Deutschland Krieg
0.0.1.7 [Emser Depesche (B. S. 73)
  • Demütigung, weil Preußen nicht mehr mit Frankreich reden will (Abweisung der Botschafter ist wie 'ne Watschen)

  • Bismarck wollte keine Hegemonie in ganz Europa oder sogar Welt; starkes Deutschland und Einheit war ihm genug.

  • BTW, beim Sieg gegen Frankreich hat Bismarck ganz groß und protzig etc. gemacht, (hat ja auch das Reich in Versailles gegründet) – so nach den alten großen franz. Königen.]

0.0.1.8 [Bild: "Kaiserproklamation in Versailles am 18.1.1871" (B. S. 62)
  • Vertretung nur des Militärs etc.

  • Generäle aus'm Adel

  • Fehlende Schicht: Volk

  • Man hätte die Kammern einladen können, hat man aber nicht.

  • In der Zukunft wird man dem Volk wohl keine große Bedeutung zukommen lassen.

  • Gründung nur durch obere Schichten!

  • Die Reichsgründung war keine Volksbewegung.

Auch der Titel des Kaisers war wichtig – "Kaiser in Deutschland" und "Kaiser von Deutschland" geht nicht (weil sonst die Fürsten streiken würden), also "Deutscher Kaiser"]

0.0.1.9 ["Die Reichsgründung aus der Sicht des Historikers" (B. S. 74, Quelle M5)
  • So wie die Reichsgründung gekommen war, war schlecht, weil dadurch dann auch der spätere Weltmachtsanspruch (Hitler) herrührte. Alternativen wären besser gewesen.

  • BTW, nationalstaatliche Einigungen waren typisch europäisch.

  • Möglichkeit großdeutsch-föderalistisches Deutschland mit nur dem deutschen Teil Österreichs:

    Ginge nicht, weil dann Österriech zersplittert werden müsste (weil zu Österreich ja auch Ungarn, Böhmen etc. gehören).

    Die dafür notwendige Revolution hätte nicht zu einem dauerhaft funktionierenden Reich geführt.

  • Möglichkeit Deutschland mit ganz Österreich: Probleme:

    • Zu groß, um das regieren zu können

    • Andere Mächte hätten's nicht gewollt (z.B. Engländer mit "balance of power" und Frankreich, die ham' ja schon beim spanischen Thron Stress gemacht)

  • Möglichkeit nationalrevolutionäre, nationaldemokratische Staatsgründung (ohne Österreich, Größe also wie kleindeutsche Einigung; Volksbewegung von unten nach oben):

    So viel Demokratie hätte nicht geklappt (vgl. die gescheiterte 48er-Revolution; Selbstbehauptung der Fürstenstaaten).

  • Also einzige Möglichkeit: Kleindeutsche Einigung (ohne Ös­ter­reich)

    Bismarck hätte es also auch nicht besser machen können.

    Die Reichsgründung hat nicht unmittelbar zu Hitler geführt – wenn Bismarck nicht das getan hätte, was er getan hat, dann hätte es vermutlich 40 Jahre später eine Volksbewegung von unten gegeben.]

[Liberale wollen:

  • Gesetzesinitiative

  • Budgetrecht (wichtiger als Steuerbewilligungsrecht)

  • Steuerbewilligungsrecht

  • Grundrechte

  • Religionsfreiheit (aber "natürlich" nur kath., ev. und jüd.)

  • Versammlungsfreiheit

  • Parteigründung

  • Nation

  • "Generell auf jeden Fall Nationalstatt – aber lieber Einzelstaaten mit diesen Rechten anstatt Nationalstaat ohne die Rechte"]

[Burschenschaften: "Lieber Nationalstaat ohne Rechte, die Rechte können dann später folgen"]

[Elsaß-Lothringen ← immer hin und her, seit Ludwig XIV.]

[Toll bei EU: Krieg zwischen den Mitgliedsstaaten garantiert ausgeschlossen]