0.0.1 ↑ Opera seria
0.0.1.1 ↑ Kult um Kastraten – die Opera seria [Barock] in der Kritik
Inhalt:
Römische/griechische Mythologie [aber nicht geschichtsgetreu; stattdessen Intrigen, Verwirrung etc.]
Szenische Pracht
[Wieso überhaupt Kastraten?
Ursprünglich: Besetzung von Frauenrollen notwendig, aber Verbot des Singens von Frauen durch die Kirche
Probleme: Medizinische Komplikationen; viele schlechte Sänger (vor der Kastration weiß man ja nicht, ob aus dem mal ein guter Sänger wird); schlechter Stand in der Gesellschaft, wenn man nicht gerade teh star war
Kastratenkult: Man ging in die Oper um die Kastraten zu sehen, und nicht der Musik/Oper/Aussagen willen]
[Wieso Kastraten als Sänger von Herrschern? – Abgrenzung vom restlichen Volk und von der Natur (→ Überhöhung der Unnatürlichkeit); schöner Klang; Schwierigkeit des hohen Singens]
[Story der gehörten Händel-Oper: Typ bringt Kopf vom besiegten Gegner Caesar; der meint, WTF wo ist die Ehre hin etc.]
Bühne:
Kontrast der gegenübergestellten Gefühle
Affekte, keine Individualität
Statik, keine Aktion
[Feste Erkennungselemente, beispielsweise Schwert→Herrscher oder halb zerissene Kleidung→Untertan]
Stereotyper Ablauf: Rezitativ (generalbassbegleiteter Gesang) → Handlung [Musik zweitrangig; nur Zweck der Überleitung]
Bravourkunst durch Kolorationen
[Wiederholungen, damit die Sänger zeigen konnten, was sie drauf hatten; keine neuen Ideen]
Besetzung mit Kastraten → Starkult
[Cembalo als typisches basso-continua-Instrument]
[Rezitativ und Arie immer abwechselnd]
0.0.1.1.1 ↑ Ablehnung der Tradition – Christoph Willibald Glucke (Opernreformator; 1814–87)
[Grundidee: Weg von der Produktion der Sänger, zurück zur Musik]
Kritik:
Musik wird durch Sänger lächerlich gemacht.
Musik dient nicht mehr dem Drama.
Musik darf nicht der Show dienen.
Seine Musik:
Einfache Melodien
Das Wahrhaft Menschliche ausdrücken, keine kalte Schönheit
Größere Zusammenhänge durch Recitativo accompagnato [statt secco; viel stärkere Begleitung]
[Auch bei Glucke noch Einsetzung von Kastraten, aber nicht mehr in dem Maße bzw. in der Bedeutung]
[BTW, unser Unterrichtskonzept: Neu vs. alt; Rückgriffe aufs Alte]
[Stilmittel bei XXX (neu1): Sonatenhauptsatzform, Choralzitat, tonales System, (großes) Orchester, thematische und motivische Verarbeitung/Arbeit]
[Stilmittel bei XXX (neu2): Bimetrik [Melodien unterschiedlicher Taktarten erklingen zugleich], erweiterte Tonalität, sehr viel Arbeit mit Dissonanzen (vergleichbar mit Filmmusik), Taktwechsel]
[Argumente über den Kampf neu vs. alt:
Einfallslosigkeit
Mangel an Originalität
"Wer kann sagen, wo »vorwärts« liegt?"
"Jedes Kunstwerk muss ein ganz neues Element bei sich haben"
Fortschritt nur um den Fortschritt willen
Übernahme nur der Struktur, nicht des Inhalts
Altes als Quelle
Nur reines Handwerk; keine eigentlichen kreativen Ideen]
[Argumente, geordnet]
- [Kontra Tradition]
Handwerkliches Können (akademisch)
Epigonentum
Reaktionäre Haltung, konservativ
Wandeln in ausgetretenen Bahnen
Mangel an Originalität
- [Pro Tradition]
Ansatzpunkt für neue Entwicklungen
Sicherung der Kontinuität des Schöpferischen durch Tradition
Anregung der Gegenwart
- [Neutral gegenüber Tradition]
Stilkopie und nostalgisches Schwärmen bringt Kunsthandwerk hevor.
- [Pro Moderne]
Persönlicher Ausdruck, individuelle Idee
- [Kontra Moderne]
Wo liegt vorwärts?
Nicht jede Avantgarde ist zukunftsweisend.
Goethe: "Kein Sehnen nach Vergangenheit, das ewig Neue gestaltet sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen"
[XXX: Richtig heißt es wohl "Es gibt kein Vergangenes, das man zurücksehnen dürfte, es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen gestaltet"]
[BTW, wichtiges Merkmal für Moderne: "Geräusche" statt Melodie]
[Das Fehlen von Struktur kann darauf hindeuten, dass der Komponist eine bestimmte Stimmung auszudrücken versuchte.]
[Paul Hindemith: Neoklassizist, Meinung: Ständige Suche nach Neuem langweilig, Sucht; der Antrieb ist nicht mehr Kreativität etc., sondern nur die Suche nach Neuem um des Neuen willen]