Zuletzt geändert: Do, 06.10.2005

«K12/K13» Rhetorische Stilmittel «PDF», «POD»




0.1 Sonstiges

0.1.1 Rhetorische Stilmittel

(Dieser Text ist, anders als der Rest von klasse12.tk, nicht © Ingo Blechschmidt und lizensiert unter den Richtlinen der GNU General Public License, sondern © Philipp Heinrich (keine Lizenz). Veränderung ohne Rücksprache nicht erlaubt.)

Gestaltungsmittel können einen Gedanken auf ganz unterschiedliche Art und Weise veranschaulichen, z.B. durch einen sprachlichen Stellvertreter oder einen (in)direkten Vergleich. Oder aber sie decken auf, indem sie verhüllen, bzw. sie verhüllen etwas, um es aufzudecken. Zudem kann der Sinn eines Satzes durch seine Struktur festgelegt werden.

Das bedeutet für den Leser, dass er wachsam sein muss, um nicht "reinzufallen". Er muss "hinter die Kulissen" schauen:

Bei "Bildern" ist das noch relativ einfach: Sie regen die Vorstellungskraft an, machen das Gemeinte anschaulich, sodass man es mit dem geistigen Auge "sehen" kann. Werden Wörter jedoch nicht im reinen Wortsinn gebraucht, so reicht zum Verstehen die Kenntnis ihrer lexikalischen Bedeutung nicht mehr aus, sondern man muss hinter die "Wortmaske" schauen und die gemeinte Bedeutung enthüllen. Solcher nicht wörtlich gemeinte Sprachgebrauch wird auch uneigentliche Redeweise genannt. Da sie die Wortwahl betrifft, bezeichnet man sie in der Rhetorik auch als "Wortfiguren".

Außer der wörtlichen und der bildhaften Ausdrucksweise gibt es auch noch andere Möglichketien des Wortgebrauchs: Man meint (dem Sinn nach) etwas anderes, als man "im wörtlichen Sinne" sagt.

Warum? Dies gibt Gelegenheit, etwas indirekt hervorzuheben, was beim normalen (direkten) Ausdruck leicht unbemerkt bliebe oder zu krass ausfiele. Diese Form der uneigentlichen Redeweise zielt vor allem auf die psychologische Wirkung der Formulierung ab.

Dies ist reizvoll und gefährlich zugleich; denn die uneigentliche Redeweise ist nicht eindeutig. Der Reiz des deutenden Verstehens liegt in der aktiven Eigenleistung des Lesers. Damit wir jedoch nichts "hineinlesen", müssen wir die Ergebnisse am Text überprüfen.

Letztendlich gilt in jedem Falle: Bei einer Untersuchung der sprachlich-stilistischen Mittel genügt es nicht, diese einfach aufzuzählen. Da von "Mitteln" die Rede ist, muss vielmehr der Zweck, von dem her sie ihre Bestimmung erhalten, erläutert werden. Dies kann nicht schematisch erfolgen. Die Angaben zur Funktion können daher nur Hinweise sein.

Figur:

W

Wort

St

Stil

G

Gedanke

S

Satz(bau)

Kl

Klang

Funktion:

e

eindringlich

a

anschaulich

ä

ästhetisch(-anschaulich)

s

spannend

k

kommunikativ

u unterhaltend
BezeichungEnglishErklärungFigurBezeichungBeispielFunktion
AdhortatioappealAufforderungGAdhortatiok
Akkumulationaccumulationmehrere Unterbegriffe statt des zusammenfassenden OberbegriffsWAkkumulationNun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städte und Feldere
Allegoriesystematisierte Metapher, bildhaft belebte Darstellung eines abstrakten Begriffs oder GedankensSt, GAllegorieJustitia - Gerechtigkeit; Fortuna-Glücka, ä
AlliterationalliterationStabreim: gleiche Anfangsbuchstaben (engl: + same sounds)W, KlAlliterationMann und Maus, Kind und Kegele
AllusionallusionAnspielungGAllusionSie wissen, was ich meines, k
Anadiplose=Kette: Satz beginnt mit dem letzten Wort des vorhergehendenSKetteSpätestens dann sind sie tot. Tot, weil sie nicht vorsichtig waren.e
AnakoluthHerausfallen aus der Bauart des Satzes: SatzbruchSAnakoluthEs geschieht oft, dass, je freundlicher man ist, nur Undank wird …e
AnapheranaphoraWiederholung gleicher Wörter am AnfangW, SAnapherDas Wasser rauscht', das Wasser schwolle, ä
AnastropheUmkehrung der geläufigen syntaktischen WortstellungSAnastrophedes Glaubens wegene, ä
AnredeHinwendung an den AdressatenGAnredeMeine Damen und Herren…k
AntitheseantithesisGegenüberstellungGAntitheseHeiß geliebt und kalt getrunkene, s, ä
AntonomasieUmschreibung: Eigenname für GattungsnameWAntonomasieDemosthenes, statt großer Rednera, ä
Aphorismuskurzgefasste Aussage, die schlagkräftig einen bestimmten Gedanken auf den Punkt bringtGAphorismus"Ein Aphorismus ist das letzte Glied einer langen Gedankenkette"ä
AposiopeseVerschweigen des Wichtigen (Ellipse)GAposiopeseDu wirst doch nicht…s, k
ApostropheAnruf von visionären GestaltenG, StApostropheAlter Freund! Immer getreuer Schlaf, fliehst du mich?e
ArchaismusVeralteter sprachl. AusdruckSt, GArchaismusgülden, statt golden; Wams, statt Jackeä
Asyndeton=Un-verbundenheit: Reihung ohne KonjunktionSt, SAsyndetonEr kam, sah, siegte.e
Befehl-W, SBefehlGeh!e
Beispielexample-GBeispielEin Römer, wie beispielsweise Caesara, ä
ChiasmusÜberkreuzstellungSChiasmusDer Einsatz war groß, klein war der Gewinnä
Chiffrerätselhaftes und nicht zu erfassendes ZeichenGChiffreErkanntes Lebenä
Contradictio in adiectoWiderspruch im Beiwort, d.h. Widerspruch des Prädikats mit dem SubjektGContradictio in adiectoblaues Blutä
Correctio=Verbesserung: nachträgliches Verbessern seiner eigenen AussageSCorrectioDas ist schlecht, ja miserabel.e
DialogismusSelbstredeDialogismusWas, es gibt keine Hoffnung mehr; Was, ihr verzweifelt? Sehet,…s
Ellipseellipsis=Auslassung: Auslassen eines Satzteils, verkürzte AussageSEllipseJe schneller, desto besser; Ende gut, alles gute
EmphaseemphasisBetonung eines WortesG, KEmphaseMenschen! Menschen! Falsche, heuchlerische Krokodilsbrut!e
EnjambementSatz geht über Versende hinaus (Gedicht)SEnjambementnur im Gedichtä
EnumeratioAufzählungWEnumeratioGesundheitsämter, Krankenhäuser, Ärzte und …e
EpanalepseWiederaufnahme eines SatzteilsSEpanalepseUnd atmete lang und atmete tiefe
EpipherepiphoraWiederholung gleicher Wörter am EndeSEpipherNicht jetzt, sagte er, später, sagte ere, ä
Epiphrasesyntaktisch scheinbar beendeter Satz erhält NachtragSEpiphraseMein Retter seid ihr und mein Engel.e, ä
Epitheton ornansschmückendes Beiwort in formelhafter BedeutungWEpitheton ornanseulenäugige Athenea
Euphemismuseuphemism=Schön-Reden: beschönigende Umschreibung eines negativen SachverhaltsStEuphemismusNull-Wachstum, vollschlankä
Exklamatio=Ausruf: Audruck einer Gemütsbewegung (Ausrufezeichen!)W, SbExklamatioStirb!e
Figura etymologicaVerb verbunden mit stammverwandten SubstantivWFigura etymologicaeinen Kampf kämpfene, ä
Geminatiozweifache WiederholungSGeminatioDas ist ein Bier, Bier, wie ich es liebee
HendiadyonVerbindung zweier snynonymer WorteGHendiadyoinHilfe und Beistande
HyperbelexaggerationÜbertreibung (dt.: vergrößernd oder verkleinernd)GHyperbelein Mund wie ein Scheunentora, e
HypotaxeSatzgefüge: Unterordnung der SatzgliederSHypotaxeDa es schon spät war, ging er nach Hause.
Hysteron proteronVerkehrung der richtigen ReihenfolgeSHysteron proteronihr Mann ist tot und lässt sie grüßene
InversionUmstellung der Satzteile (> Sinnänderung!)SInversionIn seinen Armen das Kind war tot.s, ä
Ironieirony=Verstellung: Das Gegenteil des Gemeinten ist gesagtG, WIronieDas hat mir gerade noch gefehlt!s, ä, k
KatachreseVermengung nicht zusammengehörender BegriffeGKatachreseDer Zahn der Zeit wird über diese Wunde Gras wachsen lassenä
Klimax(anti)climax=Leiter: Steigerung Wort für Wort (engl: difference between anticlimax and climax!)GKlimaxEr weint, er ist bezwungen, er ist unser!e
Litotesunderstatement=Schlichtheit: Verneinung des Gegenteils des Gemeinten, UntertreibungGLitotesnicht gerade neus, ä
Metaphermetaphor=Übertragung: übertragene Bedeutung eines WortesG, StMetapherDie Sonne lacht; der Fuß des Bergesa, ä
Metonymie=Namens-vertauschung: eingebürgerte WortersetzungW, GMetonymieLeder, statt Ball; Goethe lesena
NeologismusNeuschöpfung eines WortesWNeologismusOverkill; Instandbesetzera
OnomatopoesieLautmalereiWOnomatopoesieEs knistert und knastert.e, a, ä
OxymoronantithesisVerbindung zwei sich widersprechender AusdrückeWOxymoronalter Knabe; bittere Süßes
Paradoxonparadoxscheinbar widersinnige Behauptung, die jedoch richtig istSParadoxonWer viel weiß, sieht ein, wie wenig wir wissen.s
Parallelismumsparallelismklarer Gleichlauf der SatzgliederSParallelismumsHeiß ist die Liebe, kalt ist der Schneee
ParataxeSatzreihe; Gleichordnung im SatzbauSParataxeEs war schon spät; deshalb ging er nach Hause.
ParentheseEinschubSParentheseIch möchte ihnen, ich fasse mich kurz, über die…a
ParonomasieSpiel mit gleichlautenden WörternW, GParonomasieHaide - Heide; Lärche - Lerches, ä
PeriphraseUmschreibung: Begriff durch EinzelmerkmaleGPeriphrase"Allmächtiger", statt Gott; "Regierungscheff", statt Bundeskanzlerä
Personifikationpersonification=Person-machung: Vermenschlichung eines GegenstandesSt, WPersonifikationKunst und NWS gehen Hand in Handa
PleonasmusHinzufügen eines Wortes, das schon im Substantiv enthalten istWPleonasmusweißer Schimmel; alter Greißa
PolyptotonWiederholung eines Wortes in versch. KonjugationsformenS, KlPolyptotonAuf um Augee
PolysemieWortspiel, das die Mehrdeutigkeit von Wörtern ausnutztW, GPolysemieBist du per Anhalter gekommen? - Du siehst so mitgenommen aus.u
Polysyndeton=Viel-verbundenheit: Aneinanderreihung mit bewusster Wdh des BindewortsS, KlPolysyndetonUnd es wallet und siedet und brausete
RepetitioWiederholungW, S, KlRepetitioBald da, bald dorte
rhetorische Fragerhetorical qu.Scheinfrage, ohne AntwortGrhetorische FrageWer glaubt denn das noch?s, k
StilbruchAusdrucksweisen aus verschiedenen Sprachebenen werden vermischtStStilbruchSchnell rotzte er ein Gedicht aufs Blatt.e
Symbolsymbol=Erkennungszeichen: Ein Gegenstand/Geschehen := Sinnbild für etwas anderesGSymbol"Wasser", "Ring"e, ä
Synästhesie=Zusammen-empfindung: Vermischung mehrerer SinnesgebieteW, SSynästhesieGolden wehn die Töne, süß spricht das Herza, ä
Synekdoche=Mitverstehen: Ein Teil steht für das Ganz oder umgekehrt (pars pro toto)WSynekdocheLenz, statt Jahr; Klinge, statt Schwerta
Synonymsinnverwandtes WortWSynonymleuchten für scheinenä
SynonymieAneinanderreihung sinnverwandter WörterWSynonymieIch bin entrüstet, empört, erschüttert.e, s
TautologieWiederholung des gesagten mit sinnverwandtem WortW, STautologienackt und bloß; voll und ganze, ä
VergleichsimileVerknüpfung zweier in einem Punkt übereinstimmender Bereiche (wie!)St, GVergleichstark wie ein Löwea
Wortspielpun-W, GWortspielJesuiter - Jesuwideru
ZeugmaVerbindung von Substantiven/Sätzen durch ein Verb, das nur zu einem passtSZeugmaEr schlug das Fenster und den Weg zum Bahnhof eine
ZitatMit Aussagen anderer werden eigene Thesen unterstütztSZitat"handfeste Änderungen der Wirtschaftspolitik"e