0.0.1 ↑ 145. Hausaufgabe
0.0.1.1 ↑ Exzerpt von B. S. 500f.: Gesetz des radioaktiven Zerfalls
0.0.1.1.1 ↑ Stochastische Herleitung des Zerfallsgesetzes
Die gemessene Impulsrate von radioaktiven Präparaten nimmt mit der Zeit exponentiell ab. Dieses Verhalten kann man stochastisch wie folgt modellieren:
Man denkt sich das Präparat aus Teilchen bestehend. Pro Zeiteinheit \Delta t zerfällt jedes dieser Teilchen mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit \left(1-p\right). Damit kann man einen Term für N(t), also für die Anzahl der nicht-zerfallenen Teilchen nach Verstreichen der Zeit t, herleiten:
N(0 \,\mathrm{s}) = N_0;
N(\Delta t) = N_0 \cdot p; (Erwartungswert der Trefferanzahl bei einer BERNOULLIkette der Länge N_0 und der Trefferwahrscheinlichkeit p)
N(2 \Delta t) = \left(N_0 \cdot p\right) \cdot p = N_0 p^2;
N(3 \Delta t) = \left(N_0 \cdot p^2\right) \cdot p = N_0 p^3;
\vdots
N(k \Delta t) = N_0 p^k;
Die Formel der letzten Zeile kann man umformen zu N(t) = N_0 p^{t/\Delta t}.
0.0.1.1.2 ↑ Charakterisierungsmöglichkeiten
Mit einem Zerfallsgesetz N(t) = N_0 p^{t/\Delta t} mit entsprechendem Parameter p/\Delta t kann jeder radioaktive Zerfall (von spontaner Kernfission abgesehen) treffend beschrieben werden.
0.0.1.1.2.1 ↑ Halbwertszeit
Oft ist es praktischer, nicht p und \Delta t als Basis zu verwenden, sondern andere charakteristische Größen. So kann man beispielsweise die Überlebenswahrscheinlichkeit p pro Zeiteinheit \Delta t in eine Halbwertszeit \tau überführen:
N(t) = N_0 p^{t/\Delta t} \stackrel{!}{=} N_0 2^{-t/\tau}; ⇔
p^{t/\Delta t} = 2^{-t/\tau}; ⇔
\frac{t}{\Delta t} \operatorname{ld} p = -\frac{t}{\tau}; ⇔
\tau = -\underbrace{\frac{1}{\operatorname{ld} p}}_{< 0} \Delta t; (\tau > 0)
0.0.1.1.2.2 ↑ 1/e-wertszeit
Allgemeiner kann man nicht nur die Halbwertszeit zur Charakterisierung nutzen, sondern auch Zeiten zu anderen Basen. Besonders beliebt ist dabei die 1/e-wertszeit:
N(t) = N_0 p^{t/\Delta t} \stackrel{!}{=} N_0 e^{-t/\kappa}; ⇔
\kappa = -\underbrace{\frac{1}{\ln p}}_{< 0} \Delta t; (\kappa > 0)
0.0.1.1.2.3 ↑ Zerfallskonstante
Alternatv kann man auch den Kehrwert \lambda der 1/e-wertszeit \kappa, \lambda = \frac{1}{\kappa}, zur Beschreibung nutzen:
N(t) = N_0 e^{-\lambda t};
0.0.1.1.3 ↑ Aktivität
Über Messungen direkt zugänglich ist nicht die Anzahl der nicht-zerfallenen Teilchen N(t), sondern lediglich die Impulsrate n(t), also die Anzahl radioaktiver Zerfälle pro Zeiteinheit.
Da mit einem detektierbaren Abstrahlereigniss immer auch genau ein Zerfall verknüpft ist, gibt n(t) einfach die (negative) Änderung der Anzahl nicht-zerfallener Teilchen, N(t), an:
n(t) = -A(t) = -\dot N(t) = -N_0 e^{-t/\kappa} \cdot \left(-\frac{1}{\kappa}\right) = \frac{N_0}{\kappa} e^{-t/\kappa} = \frac{1}{\kappa} N(t);
Analog ist die Situation bei der Entladung eines Kondensators: Direkt messbar ist nur der Entladestrom I(t) = \dot Q(t), nicht aber die Ladung Q(t) des Kondensators.
[XXX: Impulsrate ist die Rate, die bspw. in einem Zählrohr gemessen wird – also nicht die gesamte Anzahl radioaktiver Zerfälle, sondern nur der Anteil, der in die Richtung des Zählrohrs geht (Hüllkugel etc.)]
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